
HARTMANNSHAIN. Durchweg strahlende Gesichter sah man bei der diesjährigen Jahreshauptversammlung des Fördervereins Historische Brücke Hartmannshain. Denn es konnte nicht bloß die übliche (in diesem Fall nicht allzu umfangreiche) Tagesordnung „abgearbeitet“ werden, sondern im Anschluss noch einmal kräftig gefeiert werden. Und Grund zum Jubeln gab es bei der Zusammenkunft der Mitglieder des Vereins mehr als genug. Denn das eigentliche und wichtigste Ziel des 2017 gegründeten Fördervereins ist erreicht — die Rettung der 1905 errichteten Basaltbogenbrücke über die Trasse der einstigen Vogelsbergbahn (heute Vulkanradweg) am früheren Bahnhof in Hartmannshain und deren gründliche und denkmalgerechte Sanierung.
Ehrenamtspreis
Und nicht nur das: Die gegen manche Widerstände erkämpfte Rettung dieses Denkmals der Eisenbahngeschichte und das Engagement des Vereins fanden auch eine Würdigung von höchster Stelle. Am 21. Juli dieses Jahres wurde der Verein in einer Feierstunde in der Rotunde von Schloss Biebrich von Wissenschaftsministerin Angela Dorn mit dem Ehrenamtspreis des Hessischen Denkmalschutzpreises ausgezeichnet. Die an diesem Tag verliehene Plakette und Ehrenurkunde waren natürlich ein stolzer Blickfang auf der Versammlung im Dorftreff des Feuerwehrgerätehauses Hartmannshain. „Die Preisverleihung in Wiesbaden hat gezeigt, dass sich ehrenamtlicher Einsatz auch für Projekte lohnt, die von anderen schon aufgegeben wurden“, betonte Vereinsvorsitzender Gerd Köhler und würdigte aus diesem Anlass auch noch einmal ausdrücklich die mit der Bauleitung der Brücken-Restaurierung beauftragte Architektin Dagmar Zinn aus Bermuthshain, die wegen eines anderen Termins leider nicht an der Feier teilnehmen konnte. „Meiner Meinung nach wäre ohne Dagmar Zinn das Vorhaben zur Rettung unserer historischen Brücke gescheitert. Sie hat mit ihrem Sachverstand und Einsatz für alte Bauwerke das Vorhaben bis zu dessen Fertigstellung begleitet“, so Gerd Köhler. Es sei eine gute Entscheidung gewesen, Dagmar Zinn mit der Bauleitung zu betrauen, nachdem sich herausgestellt hatte, dass mit dem vorherigen Planer kein Fortschritt zu erzielen gewesen wäre und deswegen die zugesagten Fördergeldtermine zu verstreichen drohten. Mit der Firma Baukult aus Hatzfeld (Eder) habe Dagmar Zinn infolge der Ausschreibung eine äußerst kompetente und erfahrene Fachfirma finden können.
Im Namen des Vereins dankte Gerd Köhler auch der Bauverwaltung der Gemeinde Grebenhain und Bürgermeister Sebastian Stang, welche das zeitweise ins Stocken geratene Projekt wieder in Fahrt gebracht hätten. Das Bereitstellen von Basaltsteinen und Pflaster durch den Gemeindebauhof habe geholfen, die Kosten im Rahmen zu halten. Zu danken sei aber insbesondere allen privaten Spendern und den Institutionen, die finanzielle Mittel zur Rettung der Brücke zur Verfügung gestellt haben. Auf 385.000 Euro haben sich die Kosten der Sanierung und Restaurierung am Ende belaufen. Davon sind 140.000 Euro von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und 100.000 Euro vom Hessischen Landesamt für Denkmalpflege gekommen. 69.000 Euro beträgt der Anteil der Gemeinde Grebenhain, 25.000 Euro der Anteil der OVAG. 33.000 Euro konnte der Förderverein über zahlreiche Spenden, darunter auch eine größere Einzelspende von Dr. Lutz Helmig, hereinholen.
Der Verein sieht mit dem erfolgreichen Abschluss der Brückenrettung seine Tätigkeit aber noch nicht als erledigt an. Er möchte sich auch weiterhin um das 117 Jahre alte Bauwerk kümmern und es in einem guten Zustand halten. Im kommenden Winter sollen Büsche und Bäume in der Nähe der Brücke entfernt werden. Die bisher angepflanzten Sträucher, die einen „lebenden Zaun“ bilden sollten, sind im vergangenen Sommer leider zum Teil verdorrt und sollen im Frühjahr 2023 nachgepflanzt werden. Angedacht ist die Aufstellung einer geschichtlichen Hinweistafel zum Bahnhof Hartmannshain, ehemals Hessens höchstgelegene Bahnstation, am Vulkanradweg.
Carsten Eigner